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Leitung:
Walter Wötzel
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Erst Wechselbad der
Gefühle, dann Ende gut, alles gut.
Die Allmersbacher Flüchtlingsunterkunft wurde vor einigen Tagen durch
einen Fall von offener Tuberkulose bekannt. Nach anfänglicher Aufregung
und Verunsicherung hatte das Gesundheitsamt durch eine Mitteilung dann
das Ansteckungsrisiko relativiert.
Was war geschehen? In den Erstaufnahmestellen werden alle neuankommenden
Flüchtlinge auf übertragbare Krankheiten untersucht, bestehende
Impflücken aufgespürt sowie Blut zur Diagnostik von
Infektionskrankheiten abgenommen. Eventuell bestehende Impflücken können
durch ein Impfangebot geschlossen werden. Außerdem wird unter anderem
nach Allergien und (chronischen) Krankheiten gefragt. Im Rahmen der
Gesundheitsuntersuchung werden auch die Atmungsorgane geröntgt, so kann
eine Tuberkulose Erkrankung festgestellt werden.
In der LEA Mannheim wurde nun bei einem jungen Mann aus Gambia eine
offene Tuberkulose festgestellt und die Einweisung in eine Klinik
eingeleitet. Dies überschnitt sich mit dem Transport des Flüchtlings
Richtung Allmersbach und es vergingen einige Tage, bis über das
Gesundheitsamt diese Information den medizinischen Dienst in Allmersbach
erreichte.
Rückblick
Der junge Mann aus Gambia, 19 Jahre alt, präsentiert sich nach außen als
“Cool Man“. Er traf vor etwa drei Wochen in der Asylbewerberunterkunft
in Allmersbach im Tal, dem ehemaligen Penny-Markt, ein, die von Insidern
liebevoll “Penny Lane“ genannt wird. Hier hoffte er, in Sicherheit vor
den äußeren Bedrohungen zu sein, die bisher sein noch so kurzes Leben
geprägt hatten.
Jetzt, als er die gefährliche, 3 Jahre andauernde Flucht aus seinem
westafrikanischen Heimatland hinter sich hat, kann er von dem, was er
auf der Flucht erlebte, erzählen. Er ist emotional immer noch
aufgewühlt, wenn er davon berichtet. Über Senegal, Libyen und Italien –
der Weg nach Europa war für ihn eine Überlebensfrage. Im Gespräch
erzählt er über die Lebensbedingungen in Gambia: Wer seine Meinung frei
äußert, dem können Gefängnis und Folter drohen. Den Präsidenten
bezeichnet er als Diktator, der die Bürger des Landes unterdrückt. Es
gibt Tötung und Folter. Selbst seine Familie und Freunde seien
betroffen: „Aber niemand sagt etwas, man könnte sonst der Nächste sein“.
In Deutschland habe er eines gefunden, dass ihm seine Heimat nicht geben
konnte: Er fühlt sich endlich sicher. Hier in Allmersbach habe er
inzwischen Menschen aus dem Ort getroffen, die wie Freunde für ihn
geworden sind und er freut sich sehr darauf in einer Schule die deutsche
Sprache erlernen zu dürfen. Für ihn, wie er meint, der Schlüssel, der
die Tür in eine bessere Zukunft öffnen wird.
Was er nicht wusste, das Schicksal hatte einen anderen Plan für ihn,
denn er hatte sich auf seinem langen und beschwerlichen Fluchtweg
offensichtlich mit Tuberkulosebakterien infiziert, die, so die ärztlich
Diagnose, das Stadium einer “offenen“ Tuberkulose erreicht hatte.
Den ehrenamtlichen Helfern, die mit diesem Wissensstand mit dem
Transport ihres Schützlings beauftragt wurden, stellte sich die Frage:
Bin ich ansteckungsgefährdet und wie kann ich mich vor einer möglichen
Infektion schützen? Auf diese ernste Frage, auch an den Ärztekreis,
standen widersprüchliche Antworten im Raum.
Die abendliche Szenerie am Penny Lane war dann vollends irritierend, als
sich die angeforderte Krankenwagenbesatzung des DRK in weiße
Schutzanzüge hüllte, was im Helferkreis zu einem Wechselbad der Gefühle
führte.
Dass sich der junge Mann wenig später in der Lungenklinik in Löwenstein
auf der Isolierstation wiederfinden würde, war so gar nicht sein Plan.
Der Patient verfügte über keinerlei Beschwerden und es bedurfte daher
viel Geduld und Überzeugungsarbeit der Ärzte und des Pflegepersonals,
den gar nicht mehr so cool wirkenden jungen Mann davon zu überzeugen,
dass es für ihn das Beste sei, in der Klinik und nur dort, behandelt zu
werden.
Physisch geht es ihm soweit ganz gut, die Isolation macht ihm allerdings
zu schaffen. Hinzu kommt, dass die Kommunikationsmöglichkeiten mit dem
Klinikpersonal (z.B. in englischer Sprache) nur eingeschränkt möglich
sind, dies führt zu Missverständnissen auf beiden Seiten.
Zudem hat er auch keinen Menschen, dem er sich anvertrauen kann und der
ihm zuhört. Genau hier sind wieder die ehrenamtlichen Helfer des
Asylkreises aus Allmersbach im Tal zur Stelle, die durch ihr Mitwirken
vermittelnd aktiv wurden, um den Therapieerfolg nicht zu gefährden. Die
erste Besuchsdelegation, denen sich auch drei Gambier angeschlossen
hatten, konnten hier bereits Positives bewirken. Ein Erfolg, der durch
herzliches Lachen zum Ausdruck gebracht wurde, der sich trotz
Mundschutz, den wir alle als einzigen Schutz gegen eine mögliche
Ansteckung tragen mussten, nicht verborgen werden konnte.
Ende gut – alles gut.
Unser Cool Man, eigentlich DADA, wie Freunde ihn nennen, kommt
voraussichtlich gegen Ende der nächsten Woche wieder zurück in die
Gemeinschaftsunterkunft, wenn bis dahin keine Ansteckungsgefahr mehr von
ihm ausgeht! Die behandelnde Stationsärztin bestätigte heute, dass die
bisherigen bakteriologischen Untersuchungen ergeben haben, dass das
Infektionsrisiko, mit vorherigem geringen Risiko, z. Zt. schon bei
nahezu Null angekommen ist. Dies sei auch darauf zurückzuführen, dass
die medikamentöse Behandlung mit Antibiotika sehr positiv verläuft und
keine nennenswerte Nebenwirkungen für den Patienten aufweist. Die
Folgetherapie, nämlich die Einnahme von Medikamenten und ärztliche
Nachkontrollen, wird ca. 9 Monate andauern. Die Zeit in der Klinik hat
DADA für Modeentwürfe genutzt, die er Dank mitgebrachter Malutensilien
erstellen konnte – siehe Bild. Für die Umsetzung fehlt ihm noch eine
Nähmaschine, dann kann er sein Können unter Beweis stellen. Dafür
wünschen wir ihm viel Erfolg und weiterhin gute Genesung!
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